Pechölbrennen: Auf den flachen, geneigten Steinen wurden meist über Blattrippenmustern (vgl. Lebensbaum) Meiler aus harzreichem Holz errichtet. Das benötigte Kienholz („Keaholz“) wurde schon beim Holzarbeiten ausgeklaubt und im Idealfall zwei Jahre lang in der Sonne getrocknet. Man nahm die Kiengallen (harzreiche Auswüchse von kranken Föhren), das Harz von Blitzschlagstellen, Kernstücke von Wurzelstücken und sonstiges zerkleinertes, harzreiches Föhrenholz und schichtete es pyramidenförmig auf. Die unteren Holzstücke wurden zusammengebunden, dass sie stehen blieben, den Abschluss bildeten Späne. Der Meiler wurde mit Rasenstücken umkleidet, mit Erde und Schmiedzunder abgedichtet und bei Sonnenhöchststand am Höheren Ende angezündet. (Bei größeren Meilern wurden mittels Rundhölzern, die man wieder entfernte, Luftkanäle geschaffen.) Das Feuer wurde je nach der Größe des Meilers mit einen halben Tag bis zwei Tage und Nächte genährt. Nach längerem verzögertem Brennen rann infolge des Hitzestaus das goldgelbe Öl, danach die Schmiere aus.
Verwendung des gewonnenen Öles: Das zuerst gewonnene Öl war das sog. Heilsam, das mancherorts nur verschenkt, nicht verkauft werden durfte, um seine Heilkraft zu behalten. Oft wurde es mit Butter und Honig zu einer Salbe verarbeitet. Das weiter gewonnene Öl wurde mit Fett aus Schweinsdärmen vermengt und als Wagenschmiere verwendet. Meist wurde während des Heuens gebrannt und das kostbare Öl (oft mehr als 30 Liter) in selbst gemachte „Schaffeln“ aufgefangen und sorgfältig aufbewahrt, dass es nicht verschmutzte. Es war noch Anfang dieses Jahrhunderts das Allheilmittel für Mensch und Tier, etwa bei wunden Beinen und Abszessen (sog. Hunsbeulen), in der Tiermedizin bei Hufverletzungen, Maul- und Klauenseuche, eitrigen Nabelgeschwüren bei Kälbern etc.. Den Kühen wurde es mit Brot gefüttert, dass sie mehr Milch gaben; den Ochsen wurde der Bauch, wo der Haarwuchs geringer ist und wo sie schwitzten, damit eingestrichen, dass sich keine Fliegen ansetzten. Die Schuhsohlen wurden damit geölt, dass sich nicht so schnell abrieben, und der Kienruß diente als Farbe. Kienprodukte wurden aber – neben den Hausgebrauch – auch gegen Waren und Dienstleistungen getauscht oder an Händler verkauft. (In dieser Gegend z. B. nach Grein zum Geyrhofer). Auch das sog. Teerband galt als ein bewährtes Hausmittel. Man erhitzte Fichtenpech in einem Tongefäß und rührte u. a. tropfenweise Vorlauf ein. Die Masse wurde auf ein Tuch gestrichen, dem man einen Streifen geklopfte (also undurchlässige) Leinwand unterlegte. Die Bandage blieb, bis sie abgetrocknet war, auf der Wunde.
Das Pech wurde schon in der Antike arzneilich und technisch verarbeitet. Die in der Ilias als „peuke“ erwähnte Schwarzkiefer lieferte Harze und Terpentin. Hippokrates empfahl, um das Vereitern frischer Wunden zu verhindern, einen wässrigen Pechauszug. Caelus Aurelianus führte im 1. Jhdt. nach Christus das Pechpflaster ein. Griechen und Römer stellten aus dem Holz Fackeln (Kienspäne) her, und das Pech der Aleppokiefer diente zum Weinkonservieren. Später wurde die Kiefer als Schiffsbauholz geschätzt. Die Pechnasen auf alten Burgmauern erinnern an die kriegerische Verwendung. Brunnenwasser wurde bei Belagerungen mittels Pechzusatz ungenießbar gemacht. Im Dreißigjährigen Krieg gab es die mit Pech versetzten Stinkbomben. Im 16. Jhdt. wurde die Kiefer noch der „wildt Hartzbaum“ oder das „Kynholz“ genannt (auch Kien oder Kiene). Später erst wurden besonders harzige Teile der Kiefer als Kienholz bezeichnet.
Pechölsteine in unserem Gemeindegebiet: Richtung Rechberg wären in der Nähe des Dechtlgruber- bzw. Waldbot-Gutes zwei Pechölsteine, einer mit übermanngroßem, geripptem Blatt und einer mit zwei handtellergroßen Blättern (eins quadratisch, eins rund), deren Rillen in eine gemeinsame Abflussrille zusammenlaufen, zu besichtigen.
Ein weiterer der aus einer Schale umfunktioniert wurde, mit eingestemmten Lochabfluss, findet sich am Weg nach Mönchdorf beim Fürsteneder-Gut. Der schöne Stein beim Brenner-Gut liegt schon auf Pierbacher Gemeindegebiet. In den besonders hohen Block mit natürlicher Wanne beim Steinrucker-Binder neben der Kohlstatt, in der Nähe der Stelle, wo die Gemeindegrenze von St. Thomas, Rechberg und Pierbach zusammenstoßen, sind nur einige Rinnen eingestemmt. Der Abfluss ist 10 cm breit und 20 cm tief. Unter dem Pirl-Gut, im Wald am alten Weg zum Brandstätter-Gut, findet sich ein weiterer schöner Stein mit dreizehnrippigem Blatt, der beim Auffinden noch mit Feldklaubsteinen, größtenteils Karlsbader Zwillingen, gefüllt war, die eine starke Humusschicht verdeckte.
Noch heute erinnern Haus-, Geschlechts- und Bergnamen an das Pechölbrennen – wie Brenner, Kienast und Kienastberg. Bis gegen die Mitte unseres Jhdts. wurde auf Pechölsteinen zur Sonnenwende noch Pechöl verbrannt, also geopfert.
Die Steine finden sich von allem im unteren Mühlviertel, dem Bayrischen Wald und Randgebieten Tschechiens.
Preis: kostenlos
ACHTUNG: Nur bei Schneefreien Tagen ist ein Zugang möglich.